Militärobjekte bei Leba

Rheinbote

Im Sommer 1941 legte Rheinmetall-Borsig dem Waffenamt eine Studie über Fernraketen mit Feststoffantrieb vor. Im November 1941 wurden von Rumbke aus die ersten Reichweitenversuche durchgeführt. Aus den Versuchsergebnissen sowie den Erfahrungen mit „Rheintochter“ wurde 1943/44 die vierstufige RhZ 61/9 (Raketen-Sprenggranate 4831) entwickelt. Die Sprengladung der „Rheinbote“ wog nur 25 Kilogramm bei einer maximalen Schußweite von 220 Kilometern und einer Gipfelhöhe von 70 Kilometern. Die Treffergenauigkeit und die Sprengkraft ließen viele Wünsche offen. Das im Dezember 1944 nach 12 Schuß in der Tucheler Heide nachgewiesene Trefferbild zeigte bei einer Schußweite von 194 Kilometern eine Streuung von über 6 Kilometer. Wegen der günstigen Kosten und der einfachen Konstruktion gegenüber flüssigkeitsgetriebenen Raketen wurde das Projekt jedoch fortgesetzt. Im Winter 1944/45 wurden etwa 70 Raketen dieses Typs auf die angloamerikanischen Invasoren und deren Nachschubeinrichtungen in Antwerpen verschossen.

A4

Am 03.10.1942 startete vom Prüfstand VII auf dem Peenemünder Haken eine flüssigkeitsgetriebene Großrakete (Aggregat 4). Dieses A 4 flog über die Ostsee parallel zur pommerschen Küste. 296 Sekunden später, nach 190 Kilometern Flugbahn, stürzte es vor Stolpmünde in das Meer. Dieser erstmals erfolgreiche Flug eines A 4 gilt als der Beginn der Raumfahrt. Bei späteren Versuchen mit dem A 4 wurde das Zielgebiet vor Rumbke erreicht. Entlang der Flugbahn waren gute Bedingungen für die Beobachtung vorhanden, die zudem ausländischer Spionage entzogen war. Auf dem Ruden sowie auf Hochbunkern bei Zempin und Bansin waren Kinetheodoliten und Funkmeßanlagen zur Flugbahnbeobachtung eingerichtet. Es ist anzunehmen, daß die Meßeinrichtungen in Rumbke ebenfalls bei diesem Projekt benutzt wurden. Die Serienfertigung des A 4 wurde ab 1944 im „Mittelwerk“, einer Stollenanlage unter dem Kohnstein bei Niedersachswerfen, durchgeführt. Zwischen dem 06.09.1944 und dem 27.03.1945 wurden etwa 3.200 Raketen des Typs A 4 gegen Antwerpen, London und andere Feindziele eingesetzt. Weil der gesamte Flug bei einer Reichweite von 250 bis 300 Kilometer nur fünf Minuten dauerte, gab es keine Abwehrmöglichkeit gegen diese Waffe.

Feuerlilie

Das Versuchsmuster einer ferngelenkten Flugabwehrrakete mit der Bezeichnung F 25 zur Bekämpfung hochfliegender Terrorbomber wurde ab 1940 von der Luftfahrtforschungsanstalt Hermann Göring (LFA) entwickelt. Das Triebwerk wurde bei der Rheinmetall Borsig AG in Berlin Marienfelde gebaut, die Zelle bei den Ardelt-Werken in Eberswalde. Im August 1943 wurden die ersten Raketen auf dem Versuchsgelände Rumbke angeliefert. Bis Mitte 1944 wurden dort mindestens vier F 25 gestartet. Die Entwicklung wurde Ende 1944 zugunsten des Nachfolgemusters F 55 eingestellt. Die Tests der F 55 wurde nicht mehr in Rumbke sondern auf der Greifswalder Oie durchgeführt. Der letzte dokumentierte Flugversuch einer F 55 A2 fand am 11.12.1944 statt, bevor das Projekt Ende Januar 1945 eingestellt wurde.

Rheintochter

Der Entwicklungsauftrag für die ferngelenkte, zweistufige Flugabwehrrakete wurde im November 1942 an Rheinmetall-Borsig vergeben. Wie „Feuerlilie“ war sie für den Schutz der deutschen Zivilbevölkerung und Industrie vor angloamerikanischen Luftgangstern geplant. Von August 1943 bis Dezember 1944 wurden 82 Raketen des Typs R-1 von einer umgebauten 8,8 cm-Flaklafette in Rumbke gestartet. Sie erreichten eine Höhe von 14.700 Metern. Weitere Versuche wurden 1944 mit dem Nachfolgemodell R-3 durchgeführt. Nach einer Truppenerprobung sollte „Rheintochter“ schließlich ab April 1945 zum Schutz der Hydrierwerke im Reichsgebiet eingesetzt werden, was jedoch aufgrund der Kriegslage leider nicht mehr realisiert werden konnte.